Porträts

22 Starke Frauen mit, nach und trotz Krebs

Abends bedanke ich mich für den Tag

Plötzlich Krebs. Ich habe mich gefühlt wie ein Vogel, der aus dem Nest gefallen ist. Meine Sicherheit war weg. Was kommt auf mich zu? Werde ich die Krankheit bewältigen können?

Wenn die unendliche Traurigkeit kam, die mich runterziehen wollte, habe ich angefangen auf meine innere Stimme zu hören: „Doris, du kannst noch vieles tun, gib nicht auf, du schaffst das.“ Bei uns am See steht eine große, kräftige Erle. Immer, wenn ich mit dem Hund spazieren ging, habe ich den Baum angefasst, mich angelehnt und gefühlt, wie er mir Kraft gab. Während eines Gewitters schlug der Blitz in meinen Baum ein. Jetzt ist mein Baum gezeichnet, aber er steht immer noch. Nicht mehr so groß und kräftig, aber er steht noch da. Das gibt mir Zuversicht.

Nach der Reha bin ich zur Frauenselbsthilfe nach Krebs gekommen. In Gedanken nenne ich die anderen betroffenen Frauen meine Onko-Schwestern. Wir haben keine Scheu über unsere Sorgen und Ängste zu reden. Es ist einfach ein Miteinander mit gemeinsamen Unternehmungen, Freude und Spaß. Wir sind füreinander da.

Was hat sich geändert in meinem Leben? Seit der Erkrankung lebe ich intensiver und gehe achtsamer mit mir und meinen Mitmenschen um. Abends, wenn ich zur Ruhe komme, bedanke ich mich für den Tag.

Starke Frauen nach, mit und trotz Krebs: